Es ist Nacht in Warschau, Polen. Zwei sehr unterschiedliche Häuser. In einem liegt ein Vater bequem auf dem Sofa, schaut die Sportschau und erwartet, dass sein Sohn genauso sein wird, wie er. In einer anderen Wohnung, clean und modern, sitzt eine wohlhabende Mutter beim Abendessen mit ihrer Tochter, die ganz und gar nicht wie sie ist. Gleichzeitig begeben sich sowohl der Junge als auch das Mädchen auf eine nächtliche Reise der Transformation, auf der sie ihre angeborene Geschlechtsidentitäten ablegen. Die Straßen der Stadt werden zum Laufsteg der Freiheit. Sobald sie sich zufällig treffen - von Angesicht zu Angesicht, von Körper zu Körper - sehen sie sich wortlos jeweils in dem anderen auf vertraute und sichere Weise wieder.

NIGHTWALK unter der Regie von Malgorzata Szumowska ist die 19. Ausgabe von Miu Miu Women’s Tales. Die gefeierte Kurzfilmserie lädt die tiefgründigsten und originellsten Regisseurinnen von heute ein, sich mit Eitelkeit und Weiblichkeit im 21. Jahrhundert auseinanderzusetzen.

„Die Inspiration für NIGHTWALK“, verrät Szumowska, „ist mein Freund Filip Rutkowski. Er hat eine nichtbinäre Geschlechtsidentität und drückt sich durch das Tragen von Frauenkleidern aus. In Polen - einem konservativen, katholischen Land - ist Filip äußerst mutig." Sie sagt, dass Filips Liebe zu Miu Miu der perfekte Ausgangspunkt für ihre Geschichte war, wenn es darum geht, Mode in Bildern darzustellen. Als Regisseurin musste Szumowska ihr "ganzes Leben lang kämpfen, um das zu tun, was [sie tut]", und glaubt, dass die Miu Miu Women’s Tales zeigen, wie "man mit Mode etwas Wichtiges tun kann, das Frauen unterstützt und Toleranz fördert".

NIGHTWALK ist sowohl ein Stummfilm als auch ein symphonisches Porträt des Kampfes der Jugend gegen familiäre und soziale Erwartungen. Er strotzt vor Elektrizität und Aufregung, die mit der Selbstfindung einhergehen. Zwei Fremde, einst gefangen, befreien sich jetzt von den festen Rollen von Mann und Frau.